Integrationsverein und „Waghäusel hilft“ bereiten bereits Gegendemo vor
Philippsburg/Waghäusel (ber). Wie es der Zufall so will: Im Heimatmuseum Philippsburg hängen derzeit etliche Bilder von Aufmärschen. Nach 80 Jahren dienen die Straßen der Stadt wieder für Stiefel-Aufmärsche. Unter der Parole „Steh auf für Deutschland“ sind Demonstrationen in Philippsburg (29. August), in Bruchsal (26. September), Wiesental (10. Oktober) und in weiteren Städten der Umgebung geplant – und bereits angemeldet und auch genehmigt. „Wir können keine andere Entscheidung treffen“, erklären die Stadtverwaltungen unter Verweis auf das Demonstrationsrecht. Überraschend kurzfristig erfolgte die Wahl von Philippsburg: zum Austragungsort: mittwochs für samstags. Um 14 Uhr wollen sich vor dem Bahnhof die Aufmarschbereiten zum Abmarsch treffen.
Veranstalter sind Kreise aus der rechten Szene. Als Organisator outet sich Mathias Bückle, der schon bei „Pegida“ und „Beserker“ mitmischte, der laut Eigenangabe in Facebook schon in Waghäusel und Östringen wohnte und früher Vereinsverbindungen nach Philippsburg, Wiesental und Bruchsal hatte. In einem Appell an „deutsche Patrioten“ wird aufgefordert: „Alle auf die Straße! Der Asylwahn und die rasch fortschreitende Islamisierung müssen ein Ende haben“. Und weiter geht’s: „Wacht auf! Erkennt die Lügen und Gefahren, die uns die Politiker auftischen.“ Dann gereimt: „Kommt in unsere stolzen Reihen, denn wir werden unser Schaffen Deutschland weihen!“
„Kommt uns irgendwie bekannt vor“, sagen die Stadtältesten. Nicht ganz so überrascht wie die Philippburger sind die Waghäuseler, die von der rechten Parade schon früh aus den sozialen Netzwerken erfahren haben. Der Verein „Dialog, Integration und Freundschaft“ (DIF) und „Waghäusel hilft“ haben sofort eine Gegendemonstration vorbereitet. „Es soll die größte werden. Wir wollen die ganze Bevölkerung auf die Beine bringen.“ Plakate sind bereits aufgehängt und Flugblätter verteilt. „Wir werden dem rassistischen Treiben und der populistischen Hetze Einhalt gebieten“, äußert sich erbost die DIF-Vorsitzende Ebru Baz-Karasu. „Wir zeigen mit unserer friedlichen Gegendemonstration, dass in unserer Stadt Toleranz und ein offenes Miteinander wichtige Lebensgrundlagen sind. Dies beweisen auch die über hundert Ehrenamtlichen, die sich bei der Flüchtlingsbetreuung vor Ort einbringen“, bekundet Saskia Heiler, die Vorsitzende-Kollegin von „Waghäusel hilft“.
„Ja, wir erwarten eine imposante Beteiligung der Bevölkerung und damit ein klares Zeichen gegen Intoleranz und Rassismus.“ Da sind sich die SPD-Landtagszweitkandidatin und die ehemalige CDU-Stadträtin absolut einig, die gemeinsam zu einer überparteiliche und überörtlichen Gegendemo aufrufen. „Mordsmäßig verärgert“ zeigt sich Ortsvorsteherin Jasmine Kirschner (SPD). „Wir fühlen uns durch den kurzfristig angemeldeten Aufmarsch regelrecht verarscht.“ Die couragierte Rheinsheimerin versucht, trotz der Zeitknappheit noch eine „Gegenwehr“ zu organisieren.