Von Vorurteilen und Vorverurteilungen (Fortsetzung)


Auf Einladung des Klassenlehrers Rudolf Knapp besuchte die Vorsitzende des Waghäuseler Integrationsvereins, Stadträtin Ebru Baz, die 10. Klasse der Realschule Bad Schönborn. In der „Schulstunde“ stellten die Schüler an Ebru Baz zahlreiche Fragen, so:

Wie stehen Sie zum Moscheenbau?

Ebru Baz: „Das zählt für mich zur Religionsfreiheit. Jede Religion sollte die Möglichkeit haben, ihre Gebete an einem eigens dafür vorgesehenen Ort abzuhalten, beispielsweise in einer Moschee oder einer Synagoge.

Aber eine Kommune sollte auch darüber entscheiden können, warum und weshalb ein Antrag für den Bau einer Moschee auch abgelehnt werden kann und sollte. Etwa, wenn es bereits Moscheen in der Gemeinde oder in der näheren Umgebung gibt.“

Trinken Sie Alkohol?

Ebru Baz: „Ja, ich trinke gelegentlich Alkohol, aber dadurch bin ich keine schlechte Muslima. Wenn ich ab und zu mal bei einem Fest etwas trinke und mir und meiner Umwelt nicht schade, habe ich ein reines Gewissen.“

Essen Sie Schweinefleisch?

Ebru Baz: „Nein, ich esse kein Schweinefleisch. Jedoch hat das für mich rein persönliche Gründe. Es ist zwar richtig, dass im Koran der Genuss von Schweinfleisch von unserem Propheten verboten worden ist, was aber ausschließlich darauf zurückzuführen ist, dass zur Zeit des Propheten über das Schweinefleisch immer wieder Krankheiten übertragen wurden und viele Menschen dadurch gestorben sind.

Zeiten und Kulturen haben sich geändert. Ich esse kein Schweinfleisch, weil in unserer Familie nie Schweinefleisch gegessen wurde. Aber ich würde niemals einen Muslimen verurteilen, der das tut.“

Beten Sie 5 Mal am Tag?

Ebru Baz: „Nein, tue ich nicht. Es gehört zwar zu den Grundsäulen des Islam, aber es steht auch geschrieben: Wenn man durch Arbeit oder durch Krankheit bedingt, nicht 5 Mal täglich beten kann, dann ist dies gerechtfertigt. Ich denke, alle Religionen sehen auch eine gewisse persönliche Entscheidungsfreiheit vor.“

(Fortsetzung folgt.)

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