Kopftücher zur Unterscheidung?/ Erstmaliger Klischee-Abend in der Region räumte mit manchen Klischees auf

Waghäusel. Was ist ein Klischee, was ein Klischee-Abend? Laut offizieller Definition sind Klischees vorgeprägte Wendungen, abgegriffene und verschlissene Bilder, Ausdrucksweisen, Rede- und Denkschemata, die ohne individuelle Überzeugung einfach unbedacht übernommen werden. Und ein Klischee-Abend ist eine Veranstaltung, in dem alle vorhandenen Klischees auf den Tisch kommen, um sie gemeinsam auszuwerten, zu zerpflücken und wegzuräumen. Dabei geht es auch darum, zu hinterfragen, ob die selten überprüfte eigene Sicht der Dinge immer die richtige ist.



Mit einem erstmaligen „Klischee-abend“ in Waghäusel und in der Region  wartete das Jugendzentrum „Wawiki“ mit Vertretern des Integrationsvereins auf. Dabei informierten die vier Frauen und zwei Männer mit Migrationshintergrund auch über die Werte Dialog, Integration und Zusammenarbeit (DIF): die Ziele, die sich ihr Verein mit der Abkürzung DIF auf die Fahne geschrieben hat. Yeliz Duman, Özgür Sahin, Yasemin Arabaci, Natalie Castellanos, Aylin Arabaci-Pfab und Ozan Sahin legten ihre Erfahrungen mit Vorurteilen offen und bekannten, wie sie persönlich mit solchen Zuteilungen, Schemata, Klassifizierungen und Vorverurteilungen umgehen. Da sich die DIF-Frauen als emanzipierte Frauen verstehen, kam es zu manchem heftigen Wortwechsel, als beispielsweise von einem Jugendlichen ein Kopftuch zur Unterscheidung der Konfession angeregt wurde. „Wir sind dankbar, dass das JUZ-Team mit Paul Weiß, Petra Heiler und Nicole Merkel-Ried das wichtige Thema aufgegriffen hat“, lobte die Vorsitzende des Integrationsvereins, Ebru Baz, die Gesprächsrunde.

„Es geht darum, bestehende Klischees verschiedener Kulturen zu lokalisieren und diese aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, um gegenseitiges Verständnis und Akzeptanz zu ermöglichen“, hieß es in der Einladung des Jugendzentrums. Mehr als 30 Einzelfragen und Feststellungen gab es, die bewusst aufzeigen sollten, welche Klischees in der Bevölkerung im Gebrauch sind: „Die Türken fahren nur BMW und Mercedes, sie bezeichnen die Deutschen als Kartoffeln. Dafür nennen die Türken die Deutschen Kanacken. Die Muslime sind meistens Terroristen, die Russen sind durchweg Alkoholiker. Die Deutschen sind gut und trinken immer nur Bier.“ Oder: „Warum ist die Ehre eines türkischen männlichen Jugendlichen verletzt, wenn er Anweisungen von einer deutschen Frau bekommt? Steht im Koran, dass sich die Frau dem Mann unterordnen muss? Warum wollen türkische Eltern nicht die deutsche Sprachelernen?“

In dem Informations- und Meinungsaustausch versuchten die Gäste klar zu machen, warum es einen Integrationsverein gibt und was seine Ziele sind. „Wir verstehen uns als Ort, an dem Menschen zusammentreffen, um die Integration und das Verständnis für verschiedene Kulturen zu fördern“, so Aylin Arabaci-Pfab.

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